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Dawei - der neue Tiefseehafen
So sieht bisher noch die Haupstraße aus - durch das ehrgeizige Projekt von Tiefseehafen und Industriezone in der Küstenregion Dawei.
(Bild anklicken zum Vergrößern/Bildergalerie.)


Der Tiefseehafen von Dawei
als bilaterales Mammut-Projekt


Immer wieder taucht der Name von Dawei in Verbindung mit Großprojekten auf. Seit wenigen Jahren bildet die Stadt den südlichen Endpunkt des birmanischen Eisenbahnnetzes, wobei der Bahnhof rund 3 km südlich des Stadtzentrums inmitten einer Reisfeldlandschaft liegt. 1996 als moderner Bau errichtet, ist er weitgehend verwaist und erscheint nicht zuletzt deshalb als Symbol für Myanmars berüchtigtste Eisenbahnstrecke: Gegen den Bau der 170 km langen Verbindung zwischen Dawei und Ye gab es Mitte der 1990er-Jahre heftige internationale Proteste, weil die Bevölkerung gezwungen wurde, daran mitzuarbeiten und in Lagern zu leben.


Bekannt geworden war das durch einen heimlich gedrehten BBC-Bericht, der Erinnerungen an den Bau der „Death Railway“ (s. Hintergrund-Exkurs „Historische Routen – gepflastert mit Toten und Legenden,“   eXTra [9894]) aufkommen ließ. Wahrscheinlich wurde die Strecke vor allem gebaut, um Soldaten und Baumaterialien in das Gebiet zu schaffen. Denn von Kann Bouk – gelegen 2 Std. nördlich der Stadt – führt die 700 km lange (davon ca. 400 km durch Myanmar), oberirdische Yadana(Yetagun)-Gas-Pipeline aus dem Golf von Mottama bis ins thailändisch Ratchaburi. Sie zählt zu den wichtigsten Geldquellen der Regierung.

Nicht so recht in Gang zu kommen scheint dagegen das insgesamt US$50 Mrd. teure Mammutprojekt des Dawei Deep Sea Port & Industrial Estate, (W) www. daweidevelopment.com, das die Region mit bis zu 100 000 neuen Arbeitsplätzen beglücken soll. Dieses soll den langen Seeweg über Singapore bzw. die Malaische Halbinsel überflüssig machen – im Zusammenspiel mit dem Greater Mekong Subregion’s Economic Corridor.

Geplant ist dieser Transportweg von Dawei über die thailändische Provinz Kanchanaburi, das nur 300 km entfernte Bangkok und Aranyaprathet nach Sisophon in Kambodscha, von wo er sich verzweigt über Siem Reap zum vietnamesischen Tiefseehafen Quy Nhon bzw. über Phnom Penh und Saigon bis zum Tiefseehafen von Vung Tau. Bereits fertiggestellt wurde immerhin schon der 132 km lange Abschnitt zwischen Dawei und Phu Nam Ron in Kanchanaburi, der zugleich Bestandteil des berühmten Asian Highway sein soll. Die Japaner indes wollen u. a. für die Ost-West-Bahntrasse innerhalb Thailands sorgen.

Den Endpunkt in Myanmar soll die Dawei Special Economic Zone (DSEZ) bilden, die sich  zwar mit viel Ehrgeiz und Aufwand verbindet, bisher aber nur wenig Interesse seitens der Wirtschaft findet. Unter anderem sind Kraftwerke und Werften geplant und natürlich auch ein Industriepark für Schwerindustrie wie Stahlwerke und Petrochemie.

Die federführende Italian-Thai-Development PLC, die trotz ihres Namens zu hundert Prozent ein Unternehmen Thailands ist und dort auch schon zahlreiche Großprojekte wie den Bau von aufgestelzten Autobahnen, S- und U-Bahnlinien verwirklichen konnte, hat seit 2014 bereits enorme Erdbewegungen durchgeführt und sogar begonnen, einen Berg abzutragen. Wie in einem Showroom vor Ort  (soll vielleicht in die Stadt umziehen) sehen ist, wurde auch die Umsiedlung von 15 Dörfern mit 4173 Haushalten angeleiert bzw. bereits ein Ersatzquartier errichtet, das mit 480 Häusern (für je US$15 000–20 000) sowie Krankenhaus und Schule bisher noch leer steht.

Beide Megaprojekte – der Hafen würde zu den zehn größten der Welt zählen, die ganze Region eines Tages vielleicht sogar als Freihandelszone ausgewiesen werden – sind in einer 60 Jahre langen (einige Quellen sprechen sogar von 75 Jahren) Kooperation mit Thailand geplant, das sich dadurch ein Tor zum Indischen Ozean bzw. eine gewisse Sicherung seines historischen Einflusses in der Tanintharyi-Region erhofft.

Doch scheint es am Interesse Chinas und Japans zu mangeln – zumal die Thilawa Industrial Special Economic Zone im Süden von Yangon überraschend für Konkurrenz sorgt. Zudem gibt es heftige Kritik seitens der Bevölkerung – wie an der mangelhaften Kompensation für Umsiedlungen und den ökologischen Auswirkungen. Deshalb hat die Regierung inzwischen sogar den ursprünglich geplanten Bau eines 4000 MW-Kohlekraftwerks verboten.


 

Wir sind die Markands, genauer Mark und And(rea). Myanmar war unser erster Loose - und ein besseres Loose-Land können wir uns bis heute nicht vorstellen: viele Familienbetriebe, wenige richtig ausgetretene Pfade und viel zu entdecken. Hier kann man Eintauchen in den Alltag der Menschen. Neues sehen und erleben, was man so bisher nicht kannte. Und das ist trotz allen Trubels und zeitweiliger Touristenschwemme und auch dem wirtschaftlichen Fortschritt (und dem damit einhergehenden Einfluss moderner Kulturgüter) noch immer so. Über all die Jahre die wir hierherfahren staunen wir immer wieder über den Lebensmut und die Freundlichkeit der Menschen. Über die Fähigkeit Umstände zu ertragen und sich damit zu arrangieren. Irgendwie kommt man immer etwas anders zurück aus diesem Land, als man hinfuhr. Man stellt Gewohntes in Frage und ändert den Blickwinkel auf die Welt.

Wir hoffen, dass unser Loose-Buch euch gewohnt gut begleitet, wenn wir alle wieder in dieses aufregende Land fahren können. Und wir hoffen auf eurer Feedback. Wer schon mal in Myanmar war, der weiß: Einfach mal schnell alles abfahren oder online nachrecherchieren ... das geht nicht. Reisen ist hier trotz vielen Fortschritts in den letzten Jahren, noch immer beschwerlicher und langsamer als anderswo. Aber wir geben unser Bestes euch aktuell zu informieren und hoffen, ihr nutzt diese Plattform und informiert euch auch gegenseitig. 

Martin Petrich

Ich (Martin H. Petrich) fühle mich mittlerweile etwas alt, wenn ich die jungen Leute mit ihren Smartphones auf einer der Rooftop-Bars Yangons sehe. Schließlich sind es schon über 25 Jahre seit meinem ersten Besuch in Myanmar. Damals schickte ich noch Telegramme (in Wikipedia steht, was das ist) in die Heimat und wackelte auf dem Dach betagter Pick-ups durch die Landschaft. Seit 2014 lebe ich die meiste Zeit in diesem wunderbaren Land und bin von den Menschen begeistert wie am ersten Tag. Was mich sonst noch so anzieht? Die breite Palette von Strand bis schneebedeckte Berge, von glitzernden Pagoden bis bröckelnde Fassaden. Und dann gibt es noch so endlos viel zu entdecken. Die Corona-Zeiten sind indes extrem hart für die Menschen. Vor allem der Tourismus leidet wie überall in der Welt massiv. Beispielsweise haben schon viele Kutscher von Bagan ihre Pferde verkaufen müssen, um zu überleben. Lokale Guides nähen jetzt Kleider, verkaufen Artikel online oder arbeiten im Feld ihrer Familie. Viele meiner Freunde wissen nicht, wie sie über die Runden kommen können. Hier an dieser Stelle berichte aus ich, was sich touristisch in Myanmar so tut. Und ich lese natürlich auch gerne von Euch.

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