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Mohn - Die Blume des Todes
Die unzugänglichen Regionen der Shan-Berge sind für Mohn-Anbau gut geeignet.
(Bild anklicken zum Vergrößern/Bildergalerie.)
Von: M.Markand
Wenn zwischen Dezember und Februar der Schlafmohn (Papaver somniferum) in voller Blütenpracht steht, verwandeln sich im östlichen Shan-Staat viele Berghänge in einen rot-weißen Blumenteppich. Kaum sind die Blütenblätter abgefallen, beginnen Angehörige der Bergvölker in der Kühle des Morgens die walnussgroßen Mohnkapseln mit einer scharfen Klinge anzuritzen. Heraus tritt eine weiße Flüssigkeit, die später zu einer klebrig braunen Masse wird. Diese wird mit einer kleinen Sichel von den Kapseln abgeschabt und zu Klumpen verklebt. In ihren Händen halten die Bauern Rohopium. Bis zu 15 kg ernten sie je nach Saison pro Hektar. Karawanen der Drogenbarone kaufen die wertvolle Ware auf und liefern sie an Labore, wo das Rohopium zu hochwertigem Heroin verarbeitet wird und über unzählige Schmuggelpfade in die Abnehmerstaaten gelangt.

Seit Jahrtausenden wird Opium als Genuss- und Heilmittel kultiviert. Vermutlich brachten arabische Händler die anspruchslose Pflanze nach Asien, wo sie in den kargen Bergen vorzüglich gedeiht. Die Europäer erkannten schnell ihren wirtschaftlichen Wert und begannen in ihren Kolonien das Geschäft zu monopolisieren. Opium wurde zu einem der profitabelsten Handelsgüter Asiens, so auch in der Kolonie Britisch-Indien. Als Birma 1948 unabhängig wurde, war der östliche Shan-Staat ein etabliertes Mohnanbaugebiet.

Nachdem Mao Zedong im benachbarten China 1949 die Volksrepublik ausgerufen hatte, flohen tausende Soldaten der von seinem Widersacher Chiang Kai-shek angeführten Guomindang nach Birma. Von dort versuchten sie den Kampf weiterzuführen, unterstützt von der CIA. Bald bekamen sie Konkurrenz von anderen Armeen, die gegen die Regierung Birmas kämpften, u. a. der Shan, Wa und Kokang. Opium bot sich wie kein anderes Mittel zur Finanzierung ihres Kampfes an.

Ab den 1960er-Jahren dominierten zwei Shan-Chinesen das Geschäft: Lo Hsin Han und Chang Shi Fu alias Khun Sa. In ihren Laboratorien produzierten Chemiker mit „China White“ ein erstklassiges Heroin, das vor allem die in Vietnam stationierten US-Soldaten zu schätzen wussten. Khun Sa (†2007) blieb mit seiner Muang Tai Army (MTA) bis Mitte der 1990er-Jahre unangefochtener Herr des „Goldenen Dreiecks”. Die jährliche Gewinnung von Rohopium kletterte auf mehr als 2000 t. Seit seinem Rückzug 1996 dominiert die United Wa State Army (UWSA) den Drogenmarkt. Weltweit führend ist jedoch mit Abstand Afghanistan, das in den letzten fünf Jahren zwischen 3600 und 8100 t Rohopium produzierte.

Vom ambitionierten Ziel, den Opiumanbau gänzlich einzudämmen, ist die Regierung Myanmars noch meilenweit entfernt. 2010 gewannen nach Angaben des UN-Büros für Drogen und Verbrechen, (W) www.unodc.org, schätzungsweise 224 000 Familien auf einer Gesamtfläche von 38 100 ha über 580 t Rohopium mit einem Marktwert von 177 Mio. US-Dollar. Pro Kilo erhielten sie im Durchschnitt US$305. Mit Entwicklungshilfe – auch von deutscher Seite – sollen sie zum Anbau von Alternativprodukten wie Reis, Gemüse und Obst bewegt werden.

Zu einem gewaltigen Problem erwuchs seit Mitte der 1990er-Jahre die Herstellung bunter Metamphetamin-Tabletten, die vorwiegend nach China und Thailand (dort bekannt als „yaba“) geschmuggelt, zunehmend auch von Einheimischen konsumiert werden.

Derweil haben sich die alten Drogenbarone anderen Dingen gewidmet: So ist ein Sohn von Lo Hsin Han, Steven Law, Chef des Geschäftsimperiums Asia World, das an vielen Straßen- und Immobilienprojekten beteiligt ist.

Ein Beitrag von Martin H. Petrich

 

Wir sind die Markands, genauer Mark und And(rea). Myanmar war unser erster Loose - und ein besseres Loose-Land können wir uns bis heute nicht vorstellen: viele Familienbetriebe, wenige richtig ausgetretene Pfade und viel zu entdecken. Hier kann man Eintauchen in den Alltag der Menschen. Neues sehen und erleben, was man so bisher nicht kannte. Und das ist trotz allen Trubels und zeitweiliger Touristenschwemme und auch dem wirtschaftlichen Fortschritt (und dem damit einhergehenden Einfluss moderner Kulturgüter) noch immer so. Über all die Jahre die wir hierherfahren staunen wir immer wieder über den Lebensmut und die Freundlichkeit der Menschen. Über die Fähigkeit Umstände zu ertragen und sich damit zu arrangieren. Irgendwie kommt man immer etwas anders zurück aus diesem Land, als man hinfuhr. Man stellt Gewohntes in Frage und ändert den Blickwinkel auf die Welt.

Wir hoffen, dass unser Loose-Buch euch gewohnt gut begleitet, wenn wir alle wieder in dieses aufregende Land fahren können. Und wir hoffen auf eurer Feedback. Wer schon mal in Myanmar war, der weiß: Einfach mal schnell alles abfahren oder online nachrecherchieren ... das geht nicht. Reisen ist hier trotz vielen Fortschritts in den letzten Jahren, noch immer beschwerlicher und langsamer als anderswo. Aber wir geben unser Bestes euch aktuell zu informieren und hoffen, ihr nutzt diese Plattform und informiert euch auch gegenseitig. 

Martin Petrich

Ich (Martin H. Petrich) fühle mich mittlerweile etwas alt, wenn ich die jungen Leute mit ihren Smartphones auf einer der Rooftop-Bars Yangons sehe. Schließlich sind es schon über 25 Jahre seit meinem ersten Besuch in Myanmar. Damals schickte ich noch Telegramme (in Wikipedia steht, was das ist) in die Heimat und wackelte auf dem Dach betagter Pick-ups durch die Landschaft. Seit 2014 lebe ich die meiste Zeit in diesem wunderbaren Land und bin von den Menschen begeistert wie am ersten Tag. Was mich sonst noch so anzieht? Die breite Palette von Strand bis schneebedeckte Berge, von glitzernden Pagoden bis bröckelnde Fassaden. Und dann gibt es noch so endlos viel zu entdecken. Die Corona-Zeiten sind indes extrem hart für die Menschen. Vor allem der Tourismus leidet wie überall in der Welt massiv. Beispielsweise haben schon viele Kutscher von Bagan ihre Pferde verkaufen müssen, um zu überleben. Lokale Guides nähen jetzt Kleider, verkaufen Artikel online oder arbeiten im Feld ihrer Familie. Viele meiner Freunde wissen nicht, wie sie über die Runden kommen können. Hier an dieser Stelle berichte aus ich, was sich touristisch in Myanmar so tut. Und ich lese natürlich auch gerne von Euch.

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