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Die Seeschlacht bei Ko Chang
Wie eine Niederlage als Sieg gefeiert wird
Die große Seeschlacht von Ko Chang – und ihre Bedeutung für die thailändisch-französischen Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs

Thailands militärische Auseinandersetzung mit dem Frankreich der Vichy-Regierung begann im Dezember 1940 und endete im Januar 1941 mit dem Sieg des Königreichs. Bereits 1938 hatte Thailand von Frankreich erneute Verhandlungen über die gemeinsamen Grenzen gefordert. Denn die Franzosen hatten über Jahrzehnte erfolgreich danach gestrebt, ihr Kolonialreich auszuweiten und das Königreich kämpfte erfolglos darum, einen Rest an Kontrolle über seine angeblichen Vasallen in Laos und Kambodscha zu behalten. Durch den Sieg Hitler-Deutschlands über Frankreich sah Thailand einen günstigen Zeitpunkt für militärische Aktivitäten gekommen: Unter der Regierung von Phibun Songkhram wurde die französische Kolonie in Indochina, die dem nicht von deutschen Truppen besetzten Vichy-Frankreich unterstand, mit kleineren Angriffen attackiert. Am 6. Januar 1941 nahm eine thailändische Division die kambodschanische Grenzstadt Poipet ein, eine weitere Division marschierte in Laos ein. Am 11. Januar griff Thailands Luftwaffe mit sechs Bomben- und vier Jagdflugzeugen die nordvietnamesische Stadt Hanoi an.

Thailand (offiziell angegeben mit 60.000 Soldaten, 134 Panzern und 140 Flugzeugen) dominierte gegen Frankreich (50.000 Soldaten, 20 Panzer und 100 Flugzeuge) auf dem Land und in der Luft, verlor jedoch in der Seeschlacht von Ko Chang drei Kriegsschiffe: Die französische Marine hatte vom Stützpunkt Cam Ranh Bay an der südvietnamesischen Küste unter dem Kommando von Capitaine des Vaisseau Règis Bèrenger fünf Schiffe entsandt. Die „Lamotte-Piquet“, „Dumont d`Urville“, „Admiral Charner“, „Tahure“ und die „Marne“ sollten die im Bereich der thailändischen Ostküste liegenden Städte Rayong, Chantaburi und Trat beschießen, um dem Vordringen der Thais entlang der kambodschanischen Küste etwas entgegen zu setzen. Drei Einheiten der thailändischen Marine versuchten, die Eindringlinge bei ihrem Vorhaben zu stören. Da sie gerade mit Schiffen aus Japan und Italien modernisiert worden war und unter anderem sogar über vier U-Boote verfügte, war sie relativ gut gerüstet, Als Flaggschiffe der Flotte schafften es die „HTMS Thonburi“, die „HTMS Songkhla“ und die „HTMS Chonburi“ in den frühen Morgenstunden des 17. Januars tatsächlich, den Franzosen Paroli zu bieten, wobei jedoch zwei der Schiffe sanken und 36 thailändische Matrosen ihre Leben verloren.

Die Franzosen, die bei ihrer Mission auch einige Luftangriffe unbeschadet überstanden, hinterließen ein Bild der Verwüstung: Die „HTMS Thonburi“ war schwer beschädigt und auf eine Sandbank in der Mündung des Flusses Chantaboun gesetzt. Sie wurde später geborgen und von den Japanern repariert. Die beiden Torpedoboote „HTMS Chonburi“ und „HTMS Songkhla“ waren gesunken und liegen heute unmittelbar vor der Südostküste Ko Changs in extrem schlammigen Wasser, so dass sie nur sehr schwierig zu betauchen sind. Am Mahnmal „Koh Chang Remembrance“, das in der Nähe des Long Beach bzw. fast am Ende der Bucht von Salakphet liegt, informiert ein Gedenkschrein mit Tafeln (leider nur auf Thailändisch) über die Geschehnisse von 1941. Auf dem Festland informiert in Laem Ngop das „Naval Battle Monument“, dessen Museum über eine umfangreiche Sammlung von Original-Bildern und einige dreidimensionale Karten verfügt. Wesentliche Überreste der „HTMS Thonburi“, die den Krieg überlebte und als Übungsschiff genutzt wurde, befinden sich auf dem Gelände der Marine-Akademie in Samut Prakan. Es handelt sich um ein Teil des Decks, die Kommando-Brücke und den Geschützturm. Alljährlich im Januar werden von der königlich-thailändischen Marine Gedenkfeiern abgehalten und Lampions für die Gefallenen angezündet.

Aufgrund der enormen Verluste war die große Seeschlacht von Ko Chang eine schwere Niederlage. Im Zusammenhang der gesamten Kampfhandlungen jedoch wurde sie als Sieg verstanden, weil die Franzosen in der Folgezeit von Thailand abließen. Nachdem auf Vermittlung von Japan ab dem 28. Januar eine Feuerpause vereinbart worden war, begannen am 7. Februar Friedensverhandlungen in Tokio. Sie endeten am 9. Mai mit thailändischen Gebietsgewinnen in den französischen Kolonien. Vichy-Frankreich trat die in Laos liegende Provinz Sayaboury ab sowie das zu Kambodscha gehörende Battambang und Siem Reap.

Schon wenige Monate später verbündete sich Thailand mit den Japanern, als diese endgültig die Kontrolle über Südostasien übernommen hatten. Schließlich benötigten diese das zwischen den beiden britischen Kolonien Burma und Malaysia liegende Königreich aus strategischen Gründen als Aufmarschgebiet – und hätten ihre Interessen andernfalls wohl mit Waffengewalt durchgesetzt. In Bangkok und der westlichen Provinz Kanchanaburi wurden rund 150.000 japanische Soldaten stationiert. Vor allem, um den Bau der berühmt-berüchtigten Todes-Eisenbahn (Death Railway) durch den gebirgigen Dschungel bis in den Süden von Burma zu ermöglichen – eine technische Meisterleistung, die von Juni 1942 bis Oktober 1943 unter dem Opfer zigtausender Menschenleben tatsächlich gelang.

Als Gegenleistung für die Durchmarschrechte durfte sich das Königreich weitere 25.000 Quadratmeilen der kambodschanischen, von den Franzosen verwalteten Provinz Battambang einverleiben. Zudem wurden einige Gebiete im Norden Malaysias besetzt. In der Überzeugung, mit den Achsenmächten an der Seite des Siegers zu stehen, erklärte Thailand Anfang 1942 sogar Großbritannien und den USA den Krieg. Gleichzeitig formierte sich thailändischer Widerstand gegen die Japaner. Dies vor allem unter Leitung des thailändischen Politikers Pridi Phanomyong, dessen Kämpfer sich mit denen von Seri Pamoi – dem thailändischen Botschafter in den USA – verbrüderten. Als Reparationszahlung für seine Kooperation mit Japan musste das Königreich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im August 1945 rund 1,5 Millionen Tonnen Reis abliefern.
 
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