Oft hört man das Argument: "Ich habe soviel gearbeitet, da habe ich mir einen entspannten Urlaub ohne Nachdenken verdient" oder " Es ist doch nicht mein Job, den Müll hier aufzusammeln; ich habe viel gezahlt für diese Reise". Ist es ok so zu denken?
Wir sagen: Ein Menschenrecht auf Fernreisen gibt es eben so wenig, wie das Recht die Umwelt zu zerstören oder dabei zuzusehen.
Daher hoffen wir auf eure Mitarbeit. Geht als Tourist mit gutem Beispiel voran und lasst euer Gewissen nicht zu Hause. Den Menschen in den fernen Ländern soll unser Besuch mindestens ebenso viel bringen wie uns – da reicht es nicht, sich mit Geld allein freizukaufen. Klar, Umwelt- und Klimaschutz sind nicht umsonst zu haben, und auch ein Hotel, das seine Steuern zahlt, ist teurer als der Konkurrent der dies nicht tut. Doch oft hat der Schutz von Mensch und Umwelt weniger mit Geld, als mit unserer Bereitschaft zu tun, ein wenig aufmerksamer zu reisen.
Sicher Geld ist wichtig, wie die folgenden Tipps zeigen. Oftmals muss für faire und umweltfreundliche Projekte etwas mehr ausgegeben werden. Vieles kostet aber nichts, wie den eigenen Müll zu sammeln oder die Klimaanlage auszustellen.
Wir als Touristen müssen zeigen, was wir auf Reisen wünschen, wir müssen deutlich machen, dass wir eine saubere Umwelt zu schätzen wissen und dass wir es nicht mögen, wenn Ressourcen verschwendet werden. Und wir müssen unsere Ablehnung deutlich machen, wenn die Menschenwürde verachtet und Menschen ausgebeutet werden.
Fair reisen fängt bereits zu Hause mit der entsprechenden Auswahl des Reiseziels und der Vorbereitung auf die Reise an. Einen ersten Eindruck gewinnt, wer sich einen der zahlreichen Berichte, Kritiken und Stellungnahmen zu Reisezielen ansieht, die allein im Internet veröffentlicht sind (z.B. auf diesen Seiten).
Einen Blick sollte man vor der Reise immer auf die Reise- und Sicherheitsseiten des Auswärtigen Amts werfen. Für die Entscheidung in politisch sensible Länder zu reisen – oder eben nicht –, können die Länderberichte von Amnesty International hilfreich sein.
Auch was die Wahl der Ausrüstung angeht, kann man bereits vor der Reise die Weichen für einen grünen Urlaub stellen.
Gepäck
Nur das Nötigste mitnehmen. Weniger Gepäck bedeutet weniger CO2 Emissionen.
Ins Gepäck gehören: Biologisch abbaubare Seifen, Shampoos und Sonnencreme. Eine wiederverwendbare Trinkflasche. Aufladbare Batterien und Ladegerät mitnehmen. Einkaufsbeutel und Lunchbox (mit Deckel) für Einkäufe vor Ort. Raucher nehmen einen tragbaren, verschließbaren Aschenbecher mit.
Wer kann, sollte ökologisch und fair hergestellte Outdoorkleidung kaufen.
Unser Tipp: Vor der Reise zuhause alle Stand-by-Geräte und bei längeren Trips auch den Kühlschrank ausschalten.
Fliegen, Klimagase und freiwillige Kompensation
Erdölbasierter Transport, sei es per Flugzeug, dem Schiff, Auto oder Bahn hat negative Auswirkungen auf das Klima. Am meisten CO2 erzeugen Flugzeuge. Maßvolles Fliegen ist daher angesagt! Wer fliegt, kann Verantwortung für das von ihm verursachte CO2 übernehmen. Außer der Option, überhaupt nicht zu fliegen, sind freiwillige Kompensationszahlungen momentan die einzige Form, die An- und Abreise etwas klimafreundlicher zu gestalten. Da auch Reisen mit dem Bus, der Bahn oder dem privaten PKW CO2-Emissionen verursachen, kann man auch hier an eine Ausgleichszahlung denken. Auch nach der Reise ist eine Kompensation der durch die Reise verursachten Klimagase jederzeit möglich.
Was können wir tun, um unseren Anteil an CO2-Emissionen zu verringern?
Wir können ...
... insgesamt weniger reisen – oder weniger fliegen und länger bleiben, den Zug nehmen, die schädlicheren Kurzstrecken- oder Nachtflüge meiden und eine Fluglinie auswählen, die weniger CO2 als die Konkurrenz erzeugt. Mit dem Atmosfair Airline Index (www.atmosfair.de s. »Fliegen und Klima«) lässt sich dies herausfinden.
... einen Beitrag an ein Ausgleichsprogramm (z.B. bei atmosfair leisten). Dabei ermittelt ein Emissionsrechner, wie viel CO2 der Flug produziert und was es kostet, eine vergleichbare Menge Klimagase einzusparen. Mit dem Betrag werden Projekte in Ländern des globalen Südens unterstützt, die den Ausstoß von Klimagasen verringern helfen.
Unser Tipp: Die Spenden an atmosfair oder andere Klimadienstleister sind steuerlich absetzbar!
Reisen mit einem Reiseanbieter
Wer mit einem Reiseveranstalter in den Urlaub fährt, sollte sich im Vorfeld darüber informieren, ob dieser Angaben zur Umweltverträglichkeit und zu den sozialen Auswirkungen der Reise macht. Diese Aussagen sollten während der Reise überprüft werden. Auch für spezielle Freizeitgestaltungen, wie Tauchen und Klettern gibt es mittlerweile nachhaltige Angebote. Rund 130 kleine und mittlere Reiseveranstalter haben sich zum forum anders reisen zusammen geschlossen. Sie alle setzen auf das Thema Nachhaltigkeit im Tourismus und sind mit dem TourCert-Siegel ausgezeichnet.
Keine Souvenirs aus bedrohten Pflanzen oder Tieren kaufen! Das Washingtoner Artenschutzabkommen verbietet deren Import nach Europa.
Auch sollte keiner diese Tiere und Pflanzen bewusst essen.
Klimaanlagen vermeiden, bzw. in jedem Fall Licht und AC ausstellen, wenn man das Zimmer verlässt.
Öffentliche Verkehrsmittel nutzen: Mietwagen und Inlandflüge sind entspannend, aber ökologisch nicht nachhaltig.
Wasser sparsam nutzen. Duschen statt baden.
Bevor es ins Meer geht: NICHT eincremen. Besser ist ein T-Shirt gegen die Sonne. Das ist gut für die Haut und das Wasser.
Hotels, Fluglinien, Reiseveranstalter etc. auf Umweltschutzmaßnahmen (bzw. deren Fehlen) hinweisen und eine größere Verantwrotung einfordern.
Auf Dosen verzichten. Softdrinks nicht in Plastiktüten umfüllen lassen!
Eine Flasche von zu Hause mitbringen und statt vor Ort Plastikflaschen zu kaufen in Hotels/Restaurants etc. auffüllen lassen. Mitreisende und Einheimische für die Reduzierung von Plastikmüll sensibilisieren.
Statt mit Batterien mit Akkus reisen, und wenn sich Batterien nicht vermeiden lassen, diese mit nach Hause nehmen. Gleiches gilt für Spraydosen!
In Ländern des globalen Südens Toilettenpapier und andere Hygieneartikel nicht in die Toilette, sondern in die danebenstehenden Eimer werfen!
Bei Clean-ups helfen: Immer wieder organisieren Veranstalter vor Ort diese Aufräumtage (meist handelt es sich um vermüllte Strände, die gereinigt werden müssen nachdem Parties gefeiert wurden). Hier kann jeder mitmachen! Riff-Säuberungen werden von einigen Tauchschulen organisiert. Hier sollte nur helfen, wer wirklich richtig gut tauchen kann und sich vor Ort auch unter Wasser auskennt.
• Auf motorisierte Spaßfahrten mit Jetski, Wasserski, Quad, Geländemotorrad, Heliskiing, etc. verzichten. Gleiches gilt für Sightseeing-Flüge!
Darauf achten, dass der ökologische Fußabdruck minimiert wird: Plastikmüll vermeiden, organischen Müll in wärmeren Regionen vergraben, nichtorganischen und gesamten Müll in kälteren Regionen mit in die nächste Stadt nehmen sowie Flora und Fauna ungestört lassen.
Müll sammeln: Viele Reisende sammeln den herumliegenden Müll auf einer Trekkingroute, bzw. am Flussufer auf – eine schöne Art, Mitreisende und die lokale Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren.
Trinkgelder: An ein angemessenes Trinkgeld für Träger, Guides und Küchenpersonal denken!
Wir sollten auf einen respektvollen Umgang mit der Bevölkerung und den Angestellten der Tourismusbetriebe achten und ggf. auch Mitreisende oder den Touristenführer darauf hinweisen. Dazu gehört auch, den persönlichen Wohlstand nicht zur Schau zu stellen.
Auch wenn es hart klingt und nicht immer leicht durchzuhalten ist: Bettelnden Kindern sollte man kein Geld geben. Wirksamer ist es, einer lokalen Kinderorganisation Geld zu spenden.
Wer kleine lokale Hotels, Restaurants, Reiseveranstalter und Guides den großen nationalen und internationalen Ketten vorzieht, erhöht die Chance erheblich zu lokalen Einkommen beizutragen. Dazu gehört auch ein kleines Trinkgeld (z.B. für das Zimmermädchen) da zu lassen. Viele Angestellte bekommen einen sehr niedrigen Grundlohn und sind fürs Überleben auf Trinkgeld angewiesen. Ist der Service allerdings mies, braucht auch kein Trinkgeld gezahlt werden.
Respektvolles, zurückhaltendes Fotografieren!
Kunsthandwerk soweit möglich direkt beim Produzenten, bzw. Kleinunternehmer (wie dem Strandverkäufer) kaufen.
Landwirtschaftlichen Produkten aus der Umgebung den Vorzug vor importierten Waren geben.
Auf fair gehandelte und biologisch erzeugte Waren zurückgreifen und danach fragen.
Zum Einkaufen eine eigene Tüte mitbringen: „Mai sai tung“ (nicht in der Tüte), ist in einigen Regionen auch schon in Thailand als typisch Deutsch erkannt und hat teils schon zu einem Umdenken geführt.
Viele, vor allem junge Menschen, möchten gerne im Ausland auch auf dem Arbeitsmarkt Erfahrungen sammeln. Sie wollen ihre Entdeckungsfreude und ihren Wunsch nach sozialer Arbeit koppeln. Wir möchten hier niemandem unterstellen, er tue dies nur für seinen Lebenslauf. Aber wir möchten alle bitten, sich die Programme für solche Aufenthalte genau anzusehen.
Ein Lehrer, der nur für wenige Wochen oder gar Tage bleibt, wird den Kindern keinen Mehrwert bringen. Wir haben alle in unserer schulischen Laufbahn erfahren: Wer mir was wirklich beibringt, dem muss ich vertrauen. Und Vertrauen aufbauen braucht Zeit. Menschenrechtler sagen daher zu Recht: Kurzzeitlehrer helfen hier nicht, sie schaden den Kindern. Er zerstört die Fähigkeit der Kinder sich auf Menschen einzulassen, befördert Bindungsängste. Denn kaum hat ein Kind Vertrauen gefasst, ist der Lehrer wieder weg. Und der nächste kommt und buhlt um Zutrauen.
Wer wirklich helfen will, nimmt sich Zeit und sucht sich eine Organisation, die eine Vorbereitung, eine Betreuung vor Ort und Nachbereitung anbietet.
Wir empfehlen: Macht euch schlau auf der Webseite zu Freiwilligenarbeit vonBrot für die Welt und werft einen Blick in deren Wegweiser Freiwilligenarbeit mit vielen Infos zu Volunteering im Ausland, Freiwilligendiensten und Workcamps.
Waisenhaustourismus: Ob Ghana, Nepal oder Kambodscha: In vielen Ländern des globalen Südens gibt es besonders in touristischen Regionen immer mehr Waisenhäuser. Doch die gute Absicht der ausländischen Besucher wird missbraucht, um mit unschuldigen Kindern Geld zu verdienen. Immer mehr von ihnen kommen in ein Waisenhaus, obwohl sie keine Waisen sind. Sie werden ausgebeutet, geschlagen, erniedrigt - modernes Sklaventum unter dem Deckmantel sozialer Hilfsprojekte.
UNSERE DRINGENDE BITTE: Besucht keine Waisenhäuser! Kinder sind keine Tiere, die es zu bestaunen gilt. Was echte Waisen bauchen, ist professionelle Unterstützung. Das ist kein Job für Touristen! Spendet stattdessen an seriöse Hilfsorganisationen, damit echten Waisenkindern geholfen werden kann und die Eltern falscher Waisen eine Chance auf eigenständige Entwicklung bekommen.
Mit dem Engagement für ein auf der Reise besuchtes Hilfsprojekt können wir dauerhaft Interesse an der Urlaubsregion zeigen und Menschen helfen.
Bei einem Bilderabend lassen sich Freunde, Bekannte oder Verwandte mit konkreten Beispielen für faires und ökologisches Reisen gewinnen.
Ein faires Feedback über die Erfahrungen bezüglich nachhaltigen Reisens in sozialen Netzwerken und/oder Reiseportalen hilft anderen Reisenden. Und es ist ein Ansporn für Anbieter touristischer Dienstleistungen, ggf. ihr Angebot zu verbessern. Schreib z.B. auch in unser Forum.
Den CO2-Ausstoß seiner Reise kann man auch nachträglich kompensieren.
Helft uns und gebt uns Feedback. Helft uns und den Anbietern ökologischer und sozialer Projekte, in dem ihr uns mitteilt, wo sie zu finden sind. Euer Hotel heizt mit Sonnennergie das Wasser auf? Sagt es uns. Euer Trekking Guide sammelt allen Müll auf: schreibt uns, wo und wer mit euch unterwegs war. Am Besten mit Bild.
Infos sammeln wir im Forum, in den Updates und im Club.
Gemeinsam können wir unseren Anteil dazu beitragen, das Reisebusiness fairer und nachhaltiger zu gestalten.
Einige unserer Tipps seht ihr hier. Zu finden in den Loose-Büchern hinter dem Baumsymbol.