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Mythen und Ursprünge der Minangkabau
In West-Sumatra gibt es über die Entstehung des Namens Minangkabau („Sieg des Büffels“) eine Legende: Als ein javanisches Heer das Land erobern wollte, schloss der König eine Übereinkunft mit seinem Widersacher. Zwei Büffel sollten gegeneinander kämpfen, um das Blutvergießen zwischen den Heeren zu vermeiden. Die Minangkabau ließen ein Kalb längere Zeit hungern und befestigten vor dem Kampf eine Speerspitze auf seiner Nase. Durstig stürzte es sich auf den Bauch seines Gegners, wo es das Euter der Mutter zu finden hoffte, und tötete den Büffel. In einer anderen Version besiegt der Büffel der Minangkabau einen Tiger der Javaner. Seither bauen die Minangkabau Häuser, deren Dächer wie Büffelhörner aussehen; eine Form, die sich auch im traditionellen Kopfschmuck der Frauen wiederfindet. Der Kampf geht wahrscheinlich auf ein Ereignis im 13. oder 14. Jh. zurück, möglicherweise sogar auf die Ankunft des Adityawarman. Der Sohn eines javanischen Adligen und einer Prinzessin aus Malayu wurde 1347 von seinem König ausgesandt, um Sumatra für das Majapahit-Reich zu erobern. Auf Sumatra hatte sich das Minangkabau-Reich zu einem wichtigen Machtfaktor entwickelt. Adityawarman ließ sich im Hochland nieder, wo er das Adat – die traditionellen Sitten und Gesetze – respektierte und als König akzeptiert wurde. Aus der Zeit des Adityawarman sind Steininschriften in Sanskrit und altjavanischem Kawi erhalten. Zudem taucht der Name Minangkabau zum ersten Mal im Negara Kertagama aus dem Jahr 1365 auf, in dem die Majapahit-Herrscher tributpflichtige Reiche auflisteten. Unter Adityawarman erreichte die Minangkabau verstärkt hindu-buddhistisches Gedankengut, das sich mit dem älteren Animismus und Ahnenkult vermischte, das Gewohnheitsrecht (Adat) jedoch kaum beeinträchtigte. Sogar der Islam konnte die matrilineare Sozialordnung nicht verdrängen und musste sich dem Adat anpassen.