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Shophouses in George Town
Typische Straßenecke in George Town
(Bild anklicken zum Vergrößern/Bildergalerie.)
Von: Momo
George Town war nie Schauplatz verheerender Auseinandersetzungen oder rasanter Umwälzungen. So wird das Stadtbild im Zentrum noch immer von den klassischen Wohn- und Geschäftshäusern, den Shophouses, dominiert. Diese finden sich nicht nur in den ehemaligen Straits Settlements George Town, Melaka und Singapore, sondern auch in vielen weiteren malaysischen Städten wie Alor Setar, Ipoh, Johor Bahru oder Kuala Terengganu, sowie in den alten Vierteln von Bangkok, Ha Noi, Hong Kong oder Manila. Allerdings werden die klassischen Geschäftshäuser vielerorts nicht so gepflegt und gehegt wie in den Straits Settlements, sondern sind von Verfall und Abriss bedroht.
Die Entstehung des für Südostasien typischen Häusertypus wird auf Überlegungen zur Feuersicherheit zurückgeführt. Da Großbrände regelmäßig ganze Siedlungen verwüsteten, versprach man sich von steinernen, durch Brandmauern abgetrennten Häusern mehr Sicherheit als von den wie Stroh brennenden Attap-Hütten. Zudem hatten die zwei- bis dreistöckigen Reihenhäuser weitere Vorteile: Während unten genügend Raum für Geschäfte, Restaurants, Lagerräume usw. vorhanden war, konnte die Familie im oberen Stockwerk wohnen. Die von Sir Francis Light verordnete Bauweise mit einem überragenden oberen Stockwerk schuf den Kaki Lima oder „five-foot-way“, einen überdachten Bürgersteig, der vor Regen und Sonne schützt, und gleichzeitig ein angenehm schattiges und luftiges Plätzchen vor der Eingangstür. Auch im Inneren war es dank natürlicher Ventilation und Steinböden kühler als in den alten Hütten. Da vielerorts nur die zur Straße zeigende Frontbreite des Hauses besteuert wurde, hat man die Shophouses oft schmal und weit nach hinten gebaut.
In George Town entstanden die ersten Ladenzeilen ab 1790. Diese frühen Shophouses unterscheiden sich durch ihre geringere Bauhöhe und die schlichten Verzierungen deutlich von darauffolgenden Stilen.
Ab den 1840er-Jahren setzte sich ein chinesisch geprägter Baustil durch. Erfolgreichen Geschäftsleuten war es durch den Zustrom von Handwerkern aus Kanton möglich, Häuser errichten zu lassen, die sie an ihre südchinesische Heimat erinnerten. So entstanden vergleichsweise reich dekorierte Domizile mit geschnitzten Eingangstüren, geschwungenen Dächern, Brandgiebeln und kleinen Lichthöfen.
Ab etwa 1890 entwickelte sich ein eigenständiger Stil, der Straits-Eklektizismus, der besonders von den Erfahrungen wohlhabender chinesischer Geschäftsleute in Europa beeinflusst war. Die wichtigsten Neuerungen bestanden in der Verwendung von bunten, in opulenten Mustern gelegten Fliesen, die an portugiesische Kacheln erinnern, und lang gezogenen, mit Klappläden verschlossenen Fenstern im oberen Stockwerk. Ab 1910 wurde dieser Stil mit aus Europa importierten Fliesen, die nun auch die Wände schmückten, ausladenden Dächern, Stuck und gläsernen Oberlichtern verfeinert.
In den 1930er-Jahren wurde der Art déco-Stil vorherrschend. Inspiriert von populären Filmen erhielten neue Geschäftshäuser geometrische Fassaden mit vertikal und horizontal verlaufenden Linien. Der untere Stock hatte keine zweiflügeligen Eingangstüren mehr, sondern konnte dank zusammenklappbarer Schiebetüren in seiner Gänze geöffnet werden. Zudem fand nun auch Metall Verwendung, etwa für Fensterrahmen und Namensschilder.
Der moderne Stil hielt schließlich in den 1950er-Jahren seinen Einzug. Form und Design wurden schlichter und zweckmäßig. Die Verwendung von Beton ermöglichte den Bau von gekrümmten Eckhäusern und an der äußeren Fassade vertikal hervorstehenden Balken zum Sonnenschutz.
 

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