Zweifellos gehört der Besuch des 40 Quadratkilometer großen Tempelareals zum Höhepunkt einer Reise durch Birma. Sprachlos steht man vor den über 2.200 Monumenten von Bagan, die innerhalb von 250 Jahren, zwischen dem 10. und 13. Jh., entstanden sind. Tausende mehr sollen es gewesen sind, doch fielen die meisten dem veränderten Lauf des Ayeyarwady oder dem Zahn der Zeit zum Opfer. Dank des trockenen Klimas sind trotzdem noch jede Menge erhalten geblieben. Die Schäden des letzten großen Erdbebens von 1975 sind schon lange beseitigt.
Bagan liegt in einer Trockenzone. Die Berge des Rakhine Yoma im Westen des Landes halten in der Monsunzeit den Regen ab. Weniger als 1000 mm Niederschläge fallen im Jahr. Folge davon ist eine Savannenlandschaft, die geprägt ist von Euphorbien und den mächtigen Niem-, Tamarinden- und Akazienbäumen. Auf den Feldern wächst vorwiegend Sorghum, Sesam und Bohnen.
Dank des trockenen Klimas sind die Wandmalereien der Tempel teilweise gut erhalten geblieben und gehören zu den schönsten Südostasiens. Sie - wie auch die Sandsteinreliefs und Terrakottatafeln - zeugen von der tiefen Durchdrungenheit der birmanischen Kunst durch den Buddhismus. „Bagan ist die weltweit ausgeklügelste architektonische Ausdrucksform der buddhistischen Lehre“, meint U Than Htay, Reiseleiter und Kenner seiner Heimat Bagan. Die Tempelstifter – Könige, Prinzen, Minister, Händler und betuchte Bewohner - wollten der Nachwelt ihre Religiosität demonstrieren. Diese großartigen Monumente ließen sie auch in der Hoffnung erbauen, sich mit ihren dadurch erlangten Verdiensten eine gute Wiedergeburt zu ermöglichen. An diese Haltung knüpfen auch heute viele Birmanen an. Sie sammeln große Geldsummen, um die Tempel Bagans zu renovieren oder gar von Grund auf wieder zu errichten - leider meist dilettantisch und nicht originalgetreu.
Ob mit Fahrrad, Pferdekutsche oder dem Auto: Man sollte sich für die einstige Königsmetropole drei Tage Zeit nehmen, um auch Land und Leute kennen zu lernen. Nyaung U ist ein charmantes Städtchen, in Myinkaba, Minnanthu oder den beiden Pwasaw-Siedlungen lässt sich unverfälschtes Landleben erfahren und im Umland gibt es noch genügend weitere Sehenswürdigkeiten zu entdecken.
Wir sind die Markands, genauer Mark und And(rea). Myanmar war unser erster Loose - und ein besseres Loose-Land können wir uns bis heute nicht vorstellen: viele Familienbetriebe, wenige richtig ausgetretene Pfade und viel zu entdecken. Hier kann man Eintauchen in den Alltag der Menschen. Neues sehen und erleben, was man so bisher nicht kannte. Und das ist trotz allen Trubels und zeitweiliger Touristenschwemme und auch dem wirtschaftlichen Fortschritt (und dem damit einhergehenden Einfluss moderner Kulturgüter) noch immer so. Über all die Jahre die wir hierherfahren staunen wir immer wieder über den Lebensmut und die Freundlichkeit der Menschen. Über die Fähigkeit Umstände zu ertragen und sich damit zu arrangieren. Irgendwie kommt man immer etwas anders zurück aus diesem Land, als man hinfuhr. Man stellt Gewohntes in Frage und ändert den Blickwinkel auf die Welt.
Wir hoffen, dass unser Loose-Buch euch gewohnt gut begleitet, wenn wir alle wieder in dieses aufregende Land fahren können. Und wir hoffen auf eurer Feedback. Wer schon mal in Myanmar war, der weiß: Einfach mal schnell alles abfahren oder online nachrecherchieren ... das geht nicht. Reisen ist hier trotz vielen Fortschritts in den letzten Jahren, noch immer beschwerlicher und langsamer als anderswo. Aber wir geben unser Bestes euch aktuell zu informieren und hoffen, ihr nutzt diese Plattform und informiert euch auch gegenseitig.
Ich (Martin H. Petrich) fühle mich mittlerweile etwas alt, wenn ich die jungen Leute mit ihren Smartphones auf einer der Rooftop-Bars Yangons sehe. Schließlich sind es schon über 25 Jahre seit meinem ersten Besuch in Myanmar. Damals schickte ich noch Telegramme (in Wikipedia steht, was das ist) in die Heimat und wackelte auf dem Dach betagter Pick-ups durch die Landschaft. Seit 2014 lebe ich die meiste Zeit in diesem wunderbaren Land und bin von den Menschen begeistert wie am ersten Tag. Was mich sonst noch so anzieht? Die breite Palette von Strand bis schneebedeckte Berge, von glitzernden Pagoden bis bröckelnde Fassaden. Und dann gibt es noch so endlos viel zu entdecken. Die Corona-Zeiten sind indes extrem hart für die Menschen. Vor allem der Tourismus leidet wie überall in der Welt massiv. Beispielsweise haben schon viele Kutscher von Bagan ihre Pferde verkaufen müssen, um zu überleben. Lokale Guides nähen jetzt Kleider, verkaufen Artikel online oder arbeiten im Feld ihrer Familie. Viele meiner Freunde wissen nicht, wie sie über die Runden kommen können. Hier an dieser Stelle berichte aus ich, was sich touristisch in Myanmar so tut. Und ich lese natürlich auch gerne von Euch.