In dieser Stadt ist nichts unmöglich. Bereits 1877 ließ König Chulalongkorn den Chakri Maha Prasad-Palast im italienischen Renaissancestil errichten, gekrönt von einem traditionellen Tempeldach – obwohl Tempel und Königspaläste üblicherweise in einem nur diesen vorbehaltenen, repräsentativen Thai-Stil mit mehrfach gestaffelten und mit Nagaschlangen geschmückten Dächern und symbolträchtigen Dekors gebaut wurden.
Ende der 1960er-Jahre war das Narai Hotel in der Silom Road das einzige Hochhaus der Stadt. 1970 folgte das 23-stöckige, 82 m hohe Dusit Thani Hotel am östlichen Ende der Silom Road. Im Vergleich zur jüngeren Hochhausgeneration, die 1983 das 134 m hohe Bangkok Bank Building in der Silom Road nahe Soi Phipat 3 einleitete, wirken sie jetzt alle recht schmächtig.
Der Höhenrekord wurde Ende der 1980er-Jahre noch vom 44-stöckigen und 140 m hohen, bunten Baiyoke I Tower in der Ratchaprarop Road aufgestellt, in den 1990er-Jahren vom 85-stöckigen Baiyoke II Tower mit 304 m Höhe erheblich überboten und aktuell von den 316 m hohen Magnolia Waterfront Residences gehalten. Über 1000 Hochhäuser haben Bangkoks Gesicht nachhaltig verändert.
Vor allem am zentralen Abschnitt des Chao Phraya, in der Sathorn und unteren Silom Road, in der Sukhumvit Road sowie entlang der Hochbahnstrecke konzentrieren sich die neuen Giganten. Auf dem schlammigen Untergrund müssen die Hochhäuser extrem tief verankert werden. Das führt zu einer zunehmenden Verdichtung der Böden und einer Verkleinerung der Wasser aufnehmenden Fläche, wodurch sich die Absenkung des Landes und die Überschwemmungsgefahr deutlich erhöht haben.
Die traditionellen, auf Stelzen errichteten Wohnhäuser aus Teakholz konnten nicht als Vorbilder für moderne, repräsentative Gebäude dienen. So suchte man nach einer Alternative und fand sie im Ausland. Die jüngeren Bauwerke scheinen manchmal Fantasyfilmen entsprungen zu sein. Dr. Sumet Jumsai, einer der zeitgenössischen, eigenwilligen Architekten, entwarf beispielsweise das „Robotergebäude“ in der Sathorn Tai Road und das „Legohaus“ westlich vom Expressway, hinter der Abzweigung der Suthisarn Road, in Richtung des Chatuchak Market.
Doch auch die Anhänger der traditionellen Architektur finden immer mehr Zuspruch. Wer es sich leisten kann, bewohnt heutzutage ein Teakhaus im traditionellen Stil à la Jim Thompson.