Unsere Trekking-Tour startet 40 km von Kontum im Bahnar-Dorf Kon Brap Dy. Im Dorf leben etwa 370 Familien (mit 10-15 Personen). Das große Gemeinschaftshaus mit dem bambus- und grasgedeckten hohen axtförmigen Dach -das Rong-Haus - befindet sich auf dem Marktplatz. Darum gruppieren sich traditionelle Langhäuer auf Stelzen und „neuere“ Steinhäuser. Fast alle Bewohner halten Schweine und Hühner im Hinterhof. Ein kleiner Laden verkauft das nötigste an Grundnahrungsmitteln, Getränken und Zigaretten.
Wir wandern 2 Stunden die Berge hinauf zu einem der 3 verschieden Bahnar-Volksgruppen: Bahnar Jolang (die Bahnar, die in den Bergen leben). Sie „essen den Dschungel“: das heißt sie betreiben Wanderfeldbau. Sie bewirtschaften die mittels Brandrodung dem Dschungel abgetrotzte Fläche etwa 3-5 Jahre, bevor sie die Hütten abbrennen und an einen neuen Ort ziehen. Die Bahnar bauen Feldfrüchte an wie Maniok, Reis, Erdnüsse und Gemüse; sie betreiben Viehzucht, halten Schweine, Ziegen, Hühner oder auch eine Kuh. Die intensiv genutzten Flächen sind nach maximal 5 Jahren ausgelaugt, neuer Platz wird gesucht, der alte vom Dschungel überdeckt. Die Berghänge zeigen das im unterschiedlichen Bewuchs: den Zeitpunkt der Beschlagnahme.
Wir kommen an verschiedenen kleinen Bambushütten vorbei, in denen jeweils eine einzige Familie wohnt.
Nach 2 Stunden sind wir in unserem neuen Zuhause: eine Familie nimmt uns auf. Eine große Hütte, eine etwas kleinere für den Sohn samt Familie, eine noch kleinere für den Reis. Alle Hütten stehen auf Stelzen, sind aus Bambus und ohne einen einzigen Nagel zu verwenden gemacht. Es gibt eine Feuerstelle in der Mitte des Raums. Schweine, Hühner, Ziegen und Hunde laufen draußen um uns herum. Die Kuh wird gegen Dämmerung gesucht und angebunden. Wir gehen mit Som, dem Familienoberhaupt zurück in den Dschungel: suchen – besser er sucht – schmackhafte Blätter fürs Abendbrot und schlägt den richtigen Bambus, um später Sticky Reis zu machen. Bevor die Sonne untergeht, gibt es noch eine schnelle Wäsche im nahe gelegenen Bachlauf.
Unser Tourguide Mr. An kocht mit der Familie unser Abendessen: Reis, gegrilltes Schweinefleisch und ein Suppe aus zuvor gepflückten Blättern: köstlich. Wir genießen die Abenddämmerung über den Wipfeln und scharen uns um das Feuer: es wird recht kalt, sobald die Sonne hinter den Bergen untergegangen ist. Wir teilen selbstgemachten Reisschnaps; Som und Mr. An singen alte Bahnar-Lieder. An übersetzt uns die -oft- romantische Bedeutung der Lieder. Wir versuchen es im Gegenzug mit westlichem Liedgut. Gegen später wird die Schlafmatte in der Hütte am Feuer ausgerollt. Trotz Schlafsack: es wird ganz schön kalt sobald das Feuer aus ist, wahrscheinlich halten uns alle auch die ungewohnten Geräusche des Dschungels und des Viehs unter unserer Hütte wach.
Am nächsten Morgen geht es wieder hinab zum Dorf Kon Brap Dy: heute findet ein großes Bahnar-Festival statt. Die Zeitrechnung der Bahnar ist eine andere: meist wird in Perioden einer Besiedlung gerechnet. Die Angaben, wie oft dieses Fest stattfindet, gehen auseinander: war das letzte Fest vor 5, 7 oder 10 Jahren? Keiner weiß es so genau.
Ein Gong ruft die angereisten Stämme gegen 9 Uhr zusammen auf dem Platz vor dem Rong-Haus. Die Obersten des Dorfes sind natürlich auch anwesend, und ein Kamerateam vom regionalen Fernsehen. Dicht gedrängt steht die Menge am Rand des Platzes, die Spannung ist spürbar. Eine hohe Bambusstange wird in der Dorfmitte errichtet, Blätter und Drachen-Symbole zieren die Spitze der Stange. Hieran soll die Seele des zu opfernden Büffels zum Himmel fahren.
Dann wird der Büffel gebracht: alle haben zusammengelegt, um das Tier zu kaufen. Die Szenen sind nicht jedermanns Sache: das Tier spürt, dass etwas passiert, sträubt sich auf den Marktplatz gezogen zu werden. An die Stange gebunden mit gefesselten Hufen wird das Tier dreimal um die Stange gezogen oder besser gezerrt. Gongmusiker und Tänzerinnen in traditionellen Kleidern (zweiteiliger schwarzer Stoff mit bunten Applikationen) umrunden den Platz. Dann wird die Lanze angesetzt und der Büffel mit vielen Stichen geschlachtet, das Blut aufgefangen. Alle Familien tunken einen Finger in das Blut und malen ein Zeichen auf Stirn oder Wange. Es symbolisiert den Zusammenhalt und das Überleben aller Familien.
Der Büffel wird dann innerhalb der nächsten Stunden im Rong-Haus von mehreren Männern zerlegt. Das Fleisch entweder direkt im Rong Haus gegrillt, oder die Familien nehmen es mit nach Hause, um es dort zuzubereiten.
Nachmittags werden wieder alle mit dem Gong zusammengerufen. Die Männer, die das Tier zerlegt haben, essen als erstes im Rong Haus. Wir dürfen mitessen, dazu gibt es reichlich Reisschnaps in kleinen Bambusbechern. Wir bekommen immer wieder einen Becher von den Männern gereicht.
Gegen Abend kommen die Familien wieder zusammen und bringen selbst gemachten Reiswein in großen Tonkrügen mit, dazu das gebratenen Büffelfleisch. Entlang der Mittelachse sitzen die Familien mit ihrem Reiswein. Jeder hat ein anderes Rezept: Verschiedenste Kräuter und Korn geben unterschiedlichen Geschmack. Das ganze wird immer wieder mit Wasser aufgegossen. Getrunken wird direkt aus den Tonkrügen aus langen Bambusrohren. Eine Musiktruppe spielt traditionelle Gongmusik, gegen später kommt diese vom Band. Die ganze Nacht über wird getrunken, gegessen und getanzt. Jede Familie preist ihren Reisewein an, dazu gibt es wieder und wieder einen Happen Büffelfleisch. Wir werden überall am Ärmel gezupft, doch auch diesen und jenen Reiswein zu probieren.... eine lange unvergessliche Nacht.
Wir übernachten im Haus des Dorfobersten und dessen Familie.
Morgens früh sitzen immer noch Männer bei den Reiswein-Tonkrügen im Rong-Haus.
Wir wandern dafür 2 Stunden in die Berge zu einer alten, lange verlassenen Siedlung. Mittlerweile riesige Bäume zeigen noch den alten Schutzwall des Dorfes an. Alte Tonkrüge liegen verwittert unter dichtem Gebüsch. Unser Mittagsessen wird von Mr. An und unserem Führer zuzubereiten: Am Lagerfeuer wird Reis, Schweinefleisch, Gemüse und eine schmackhafte Suppe zubereitet. Danach geht es leider wieder zurück nach Kontum. - allerdings nicht ohne noch eine gehörige Portion Reisewein mit dem Dorfvorstand in seinem Haus in Kon Brap Dy zu trinken.

"Wie wäre es denn, ihr schreibt das Loose Vietnambuch?" Für diese Idee sind wir (Andrea und Mark) unserem Freund und Mentor Stefan (Loose) bis heute dankbar. Vietnam – die Landschaft, die Menschen, das Essen ... alles dies hat unser Herz erobert, unseren Magen verwöhnt und unsere Gedanken beflügelt. Seit vielen Jahren schreiben wir nun dieses Buch, jedes Jahr reisen wir dorthin, immer entdecken wir Neues, tauchen tiefer ein in diese faszinierende Kultur.
Deine Alternative zu Amazon & Co.:
Auf seiner Webseite Faszination Südostasien vertreibt der Traveller und Blogger Stefan Diener ausgewählte Titel zu Asien - darunter auch den Loose. Warum auch er mit unseren Büchern reist, liest du hier. Das Loose Travel Handbuch Vietnam findest du in seinem Shop (Anzeige, versandkostenfreie Lieferung).