Alexandre Yersin wurde am 22.9.1863 in Lavaux in der Schweiz geboren. Von seinem Vater erbte er das Interesse an der Naturkunde. Schon als kleiner Junge sammelte und studierte er die Insekten seiner Heimat. Mit 20 begann er das Studium der Medizin, zuerst in Lausanne, dann in Marburg und ab 1885 in Paris, wo er an Louis Pasteurs berühmtem Institut seine Dissertation über Tuberkulose verfasste. Um in Frankreich als Arzt arbeiten zu können, erwarb er die französische Staatsbürgerschaft. Doch bald schon zog es ihn in die Ferne: Erst arbeitete er als Schiffsarzt der Handelsmarine in der französischen Kolonie Indochina, dann begann er Forschungsreisen in das Hinterland der Kolonie zu unternehmen, teils auf eigene Faust, teils im Auftrag der Regierung. Er lernte Vietnamesisch, führte Kautschukbäume und andere nützliche Pflanzen ins Land ein und gab der Regierung den Tipp, im angenehmen Klima des südvietnamesischen Hochlands einen Erholungsort zu schaffen – so entstand Da Lat.

Yersins große Stunde kam 1894, als eine Pestepidemie in Südchina auf Hongkong übergriff und der dortige Gouverneur ihn um Hilfe bat. Innerhalb von nur drei Wochen entdeckte er das später nach ihm benannte Virus Yersinia pestis und identifizierte Ratten als Überträger der Krankheit. Zurück in Paris, entwickelte er ein Serum, das ab 1896 erfolgreich zur Heilung der Pest eingesetzt wurde – einer Krankheit, die jahrhundertelang eine der schlimmsten Geißeln der Menschheit gewesen war. Dieser Erfolg öffnete Yersin alle Türen (und Geldbeutel): So konnte er am Ende des Jahrhunderts in Nha Trang eine Filiale des Pariser Pasteur-Instituts eröffnen, die sich ganz der Grundlagenforschung widmete.

Yersin war auf vielen Gebieten tätig und u. a. erfolgreich bei der Bekämpfung der Rinderpest und bei – Wettervorhersagen: Das brachte ihm hohes Ansehen, nicht nur in Fachkreisen, sondern auch bei den Bauern und Fischern in der Umgebung. So wurde Dr. Alexandre Yersin zum bei den Vietnamesen wohl beliebtesten französischen Staatsbürger während der gesamten Kolonialzeit. Von 1902 bis 1904 leitete Yersin eine von ihm neu gegründete Medizinische Schule in Ha Noi, ansonsten lebte er bis 1943 von kurzen Reisen nach Frankreich abgesehen sehr zurückgezogen in Nha Trang und dem 20 km südlich gelegenen Dorf Suoi Dau, wo heute sein einfaches Grab zu finden ist. An dem von ihm gegründeten Institut wird bis heute weiter geforscht und gearbeitet.