Ihr Lieben,
es ist Frühling! Das meldet selbst die malaysische Zeitung mit einem großen Foto von der japanischen Kirschblüte in der amerikanischen Hauptstadt Washington. Als ob es hier keine Blüten gäbe - zudem das ganze Jahr über. Einige Bäume sind gerade mit feuerroten, riesigen Blüten bedeckt. Allerdings sind Jahreszeiten mit wechselnden Temperaturen für die Einheimischen schon sehr exotisch, denn hier gibt es höchstens mal mehr und mal weniger Regen. In diesem Jahr gab es eher mehr Regen.
Im Endau-Rompin-Nationalpark sind die Flüsse über die Ufer getreten und haben die Touristenunterkünfte überflutet, so dass derzeit nur noch zwei Bungalows genutzt werden können. Im Taman Negara ist es nicht so schlimm. Allerdings sind die Dschungelpfade auch dort sehr feucht, schlüpfrig und ein beliebtes Jagdgebiet der Blutegel. Stefan hat sie mit seinen Argusaugen gleich erspäht und abgelesen, aber bei mir (Renate) konnten sich vier unentdeckt zwischen den Zehen einnisten und vollsaugen, bis sie von selbst abgefallen oder beim Laufen zerquetscht worden sind. Kein schöner Anblick, aber es soll ja gesund sein, etwas Blut zu lassen.
Der Taman Negara hat sich neuerdings auch bei einheimischen Urlaubern zum beliebtesten Nationalpark entwickelt. Das Resultat: Während der chinesischen Neujahrstage waren so viele Urlauber im Park, dass sie am Eingang zum Canopy Walkway - einer Reihe von Hängebrücken, die durch die Gipfelregion des Regenwalds fährt - Schlange standen, bis zu drei Stunden lang!
Dank einer umfassenden Verschönerungsaktion zeigt sich die noch vor Jahren im Verfall begriffene historische Stadt zunehmend von ihrer attraktiven Seite. Am vom Müll befreiten Fluss kann man nun entlang flanieren und in den kleinen Lädchen der Chinatown und in einem riesigen, teils unterirdischen Einkaufszentrum shoppen, was uns weniger als die Besucher aus den Nachbarländern erfreut.
Da Melaka ins Guinness Buch der Rekorde als die Stadt mit den meisten Museen eingehen will, gibt wieder einige neue, darunter das Zollmuseum, in dem vor allem beschlagnahmte Waren ausgestellt sind. Sogar die Holzschnitzerei einer barbusigen Schönheit, die aus der Massenproduktion stammt und in Bali wie Thailand überall verkauft wird, gilt bei den verklemmten Malaien als Pornografie. Nun steht sie im Museum, die anstößigen Körperstellen mit fast durchsichtigen Tüchern züchtig verhüllt. Was nicht verhüllt werden kann, ist nur Erwachsenen folgendermaßen zugänglich: Man steigt auf ein Podest, drückt einen Knopf und schaut durch ein Loch in der Wand. Daraufhin erscheint ein Dia mit einem warnenden Text (auf Malaiisch). Dann werden diverse beschlagnahmte schlüpfrige Objekte ausgeleuchtet, Pin-up-Girls ebenso wie Viagra.
Schon wieder eine Insel!
Aber zur Abwechslung zeigt sich das Meer von seiner besten Seite - nahezu spiegelglatt und tiefblau.
Unsere erste Station am abgelegenen Melina Beach bei Peter ist ein optimaler Platz zum Nichtstun. Und was machen wir? Chartern ein Boot und fahren die anderen Strände ab, um uns Unterkünfte anzusehen - von exklusivem Superluxus bis zu vermoderten Bretterbuden.
Dann geht's weiter nach Norden, nach Air Batang, wo das geruhsame malaiische Dorfleben wie eine Bremse wirkt.
Doch am Ende haben wir alle Infos über die Insel gesammelt, und ich füge ein weiteres Ziel zu meiner persönlichen Orte-zum-Entspannen-Liste hinzu.
Vielleicht strahlt diese entspannte Atmosphäre immer noch auf uns aus, denn eigenartigerweise haben wir mit viel Vergnügen auch die anderen völlig untouristischen Orte im Süden der Halbinsel erkundet.
Während der schier endlosen Fahrten durch Ölpalmplantagen wundern wir uns kurz vor Kota Tinggi über kilometerlange Elektrozäune. Heute lesen wir in der Zeitung, dass nur 500 m von der Straße entfernt ein junger Elefantenbulle eingefangen wurde, der seine Herde verloren und in den Plantagen randaliert hat - keine 50 Kilometer Luftlinie von Singapore entfernt.
Johor Bharu an der Grenze zu Singapore versteht sich immer etwas als die zu kurz gekommene kleine Schwester. Doch die malaysische Regierung versucht, die Südspitze zu einem neuen Wirtschaftszentrum zu entwickeln und finanziert viele teure Projekte, wie einen neuen Freihafen mit Autobahnbrücke im Osten und ein großes Touristenzentrum mit Vergnügungspark, Marina, Boutique-Hotel und Seafood-Restaurants im Westen.
Noch entpuppt sich vieles als Baustelle, aber der Freihafen mit einem gigantischen Einkaufszentrum sind bereits fertig. Hier kann man Alkoholika zollfrei einkaufen und in den Bars und Restaurants konsumieren. Allerdings muss man mindestens 48 Stunden hier bleiben, um sie auch zollfrei nach Malaysia mitzunehmen. Deshalb hat man nebenan gleich ein zwölfstökiges Hotel mit 400 Zimmern gebaut. Wir verzichten auf zollfreien Wein und begeben uns lieber in die quirlige Chinatown, wo wir bei einem Tiger-Bier dem multikulturellen Treiben zusehen. Viele Besucher aus Singapore nutzen das Wochenende, um günstig einzukaufen und zu essen.
Das werden wir jetzt auch tun, und ich melde mich wieder aus Singapore.
Gestern sind wir eingetaucht in eine andere Welt und wohnen in einem der modernen Vororte bei unseren chinesischen Freunden. Es ist wie eine Zeitreise in die Zukunft, und wir haben viel zu tun, die zwei Jahre alten Infos in unserem Buch wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Deshalb werden wir gleich wieder aufbrechen.
Bis bald - Viele Grüße!
Renate und Stefan