TRAVELSTORIES – Stefan & Renate Loose unterwegs

gesammelte Briefe 2004–2024

16.4.06 Aus Sabah

Ihr Lieben,

die Fähre nach Labuan ist uns gerade davongefahren, es ist Ostern und wir sitzen nach einer Nacht im gottverlassenen Nest Lawas im nicht weniger interessanten Beaufort fest. Das Internet-Cafe ist ausnahmsweise nicht - wie das letzte - eine laut dröhnende Spielhölle sondern auf stumm geschaltet. Die Kids um uns herum mit großen, schwarzen Kopfhörern sehen aus wie Osterhasen.

Der Norden von Sarawak

Der Norden von Sarawak hielt noch einige wirkliche Highlights bereit: Die Niah Höhlen und vor allem die noch beeindruckenderen Höhlen des Gunung Mulu Nationalparks. Da Malaysian Airlines (noch immer) mehrmals täglich von Miri direkt zum Nationalpark fliegt, ist er ein leicht zu erreichendes und absolut empfehlenswertes Ziel, und die Unterkünfte im Park Headquarters sind zudem sauber und preiswert. Auch wenn es ungewöhnlich viel geregnet hat (die Regenzeit sollte eigentlich vorbei sein, scheint das aber noch nicht realisiert zu haben), haben wir doch alle großen Höhlen gesehen und einige schöne Wanderungen auf ausgebauten Plankenwegen gemacht.

Ein weiteres, aber nicht so einfach zu errreichendes Highlight ist das Hochland nahe der indonesischen Grenze, wo in ziemlicher Abgeschiedenheit die Kelabit siedeln. Das Wetter hat keine ausgedehnten Touren zugelassen (war nicht dramatisch, da wir vieles bereits gesehen haben), dafür waren wir Ananas ernten, haben gelernt, traditionelles Dschungelessen zu kochen und kannten am Ende fast das ganze Dorf Bareo (inkl. Klatsch und Tratsch).

 

Brunei

In Miri streikte dann die Batterie unseres Geländewagens, so dass wir mit einem Tag Verspätung in Bandar Seri Begawan eingetroffen sind. Das war kein Problem, da es locker möglich ist, einen Großteil des wohlhabenden Ölsultanats in 2 Tagen zu recherchieren. Der riesige Vergnügungspark (der Spielplatz der Prinzen), der früher eines der Highlights des Landes war, hat schon etwas unter der "Geldknappheit" des Sultanats gelitten. Viele Attraktionen wurden stillgelegt oder sogar verkauft.

Aber das abendliche Wasser- und Farbenschauspiel des gewaltigen Springbrunnens (u.a. im Takt von "An der schönen blauen Donau") ist immer noch sehr schön. Auch das Empire - das luxuriöseste Resort Südostasiens - ist absolut sehenswert: Riesige Zimmer mit großem Balkon, schweren Möbeln, dicken Daunendecken und echtem Silbergeschirr, Bädern mit italienischem Marmor und separaten grossen Duschen ... ein gewaltiger Swimming Pool und viel weiterer Luxus - schon wahnsinnig und für das Gebotene gar nicht mal soo teuer (walk-in-rate etwa 130 Euro).

Am nächsten Tag ging es per Jeep und Boot in den anderen Landesteil, nach Temburong - ein absoluter Kontrast. Wir haben eine Nacht in einem der letzten intakten, ursprünglichen Regenwälder Südostasiens verbracht, sind morgens um 5 Uhr bei Dunkelheit über 1200 Stufen zu einem Canopy Walkway gestiegen, um hoch über dem dichten Blätterdach der Bäume den Sonnenaufgang zu erleben. Ein Wahnsinns-Schauspiel, wenn die Sonne die bewaldeten Bergketten bis zum Horizont erleuchtet, sich Wolken und Nebelbänke über den dampfenden Dschungel schieben ...

Brunei ist schon ein sehr eigenartiges Land und voller Absurditäten. Die Hälfte der Bewohner sind Gastarbeiter, die arbeiten, sich kaum was leisten können, und die auf Busse angewiesen sind, die nach 18 Uhr ihren Betrieb einstellen. Die andere Hälfte, die Einheimischen, besitzen alle ein Auto und scheinen damit beschäftigt zu sein, durch die Gegend zu fahren, in den neuesten Shopping Centers einzukaufen oder sich in Cafes darüber zu unterhalten, wohin sie am Wochenende entschwinden (immer raus aus Brunei - das ist nicht schwer, denn die Grenze Richtung Norden ist nur 30 Min. entfernt). Hinter der Grenze gibts dann Alkoholshops, billige Hotels, Pubs und natürlich Mädels... Brunei ist ein muslimisches und alkoholfreies Land. Allerdings kann jeder Nicht-Moslem 12 Dosen Bier (oder 2 Flaschen Wein) einführen, die im Hotel auch gekühlt und im Restaurant meist ohne Aufschlag serviert werden.

Was im Gegensatz zu Deutschland in Brunei allerdings großen Spass macht, ist der Besuch an der Tankstelle. Wir haben unseren Geländewagen vollgetankt und dafür ganze 9 Euro bezahlt! Der Liter Diesel kostet 15 Cent, Benzin kaum mehr.

Weiter nach Sabah...
Nun sind wir also in Sabah und auf dem Weg auf die zollfreie Insel Labuan, danach geht es quer durchs Landesinnere an die Ostküste nach Tawau und von dort gegen den Uhrzeigersinn einmal um die Nordspitze. Am 30.4. werden wir am Kinabatangan Stefans 60. Geburtstag feiern.

Renate

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