TRAVELSTORIES – Stefan & Renate Loose unterwegs

gesammelte Briefe 2004–2024

Und nun noch ein Nachschlag von Stefan von Anfang Mai:

Liebe Freunde,

seit Sonntag sind wir nun wieder in Berlin. Die Sonne scheint und mit Temperaturen weit über 20 Grad ist mir das Nachhausekommen weit weniger schwer gefallen als erwartet. Nach drei Monaten Malaysia mit Abstechern nach Singapore und Brunei und viel Rechercheaufwand für die anstehende 11. Auflage unseres Buchs war es eigentlich meine Absicht, im Dschungel von Sabah mit Renate einen ruhigen 60sten zu feiern.

Schon drei Tage vorher waren wir in Tabing, einem der letzten größeren Naturschutzgebiete in Sabah. Dschungel pur, in dem es noch eine größere Population von Sumatra-Nashörnern gibt. Die sichtet man natürlich nie, und selbst die Mitarbeiter von SOS-Rhino, mit denen wir sprachen, hatten außer Fußspuren und einigen Dunghaufen kein Tier zu Gesicht bekommen.

Dafür gab es reichlich Nashornvögel (alle 8 der in Sabah vertretenen Arten des Riesenvogels), Zibet- und Leopardkatzen, Riesenflugeichhörnchen, Warane, winzige Zwerghirsche und viel interessantes Kleingetier zu sehen.

 

 

Am 29. April fuhren wir dann mit unserem Toyota Landcruiser über schlechte Plantagenstraßen und unbefestigte Pisten nach Sukau am längsten Fluss Sabahs, dem Kinabatangan und quartierten uns eine halbe Stunde flussaufwärts in die Lodge unseres Freundes Albert Teo ein.

Ein Spätnachmittag auf der Terrasse der Lodge direkt am breiten Kinabatangan ist ein großartiges Erlebnis, und genau dort verbrachten wir einige Stunden und beobachteten das Treiben am Fluss.

 

Von Renates kreativen Geburtstagsplanungen hatte ich keine Ahnung ...

 

... als flussabwärts eines der großen Boote der Lodge auftauchte. Es bringt Besucher direkt von Sandakan in 2 1/2 Stunden über die Bucht und das Mündungsdelta des Flusses zur Lodge. Das Boot näherte sich ... kurzum nach dem Anlegen stiegen Iris und Bill, Renate U. und Pit, die vier Bintangs (Klaus, Jan, Gritta und Sabine) und Mischa aus. Die Überraschung war total. Soviel über den geplanten ruhigen 60sten.

 

Morgens unternahmen wir einen kleinen Trek zu den Oxbow Lakes durch knietiefen Schlamm und wurden mit dem Anblick einiger Blutegel belohnt. Am Nachmittag brachen wir in zwei kleineren Booten zu einer Tour flußaufwärts auf. Neben zahlreichen Nasenaffen, konnten wir auch einen Orang Utan sichten, der sich während eines tropischen Regenschauers von seinem Nest zum Nachbarbaum mit größeren Blättern hangelte und sichtlich unglücklich über den strömenden Regen war.

Für mich war das schönste Geburtstagsgeschenk, eines dieser vom Aussterben bedrohten Tiere in freier Wildbahn zu sehen. Zum letzten Mal hatte ich Orang Utan in Sumatra vor fast 12 Jahren gesichtet, und seitdem ist die Population wahrscheinlich um einige tausend Tiere kleiner geworden. Orang Utan leben nur auf den beiden Inseln Sumatra und Borneo und ihre Zahl ist auf etwa 20-25000 zurückgegangen.

 

Unsere abendliche Feier mit BBQ und vielen Leckereien, darunter zwei Geburtstagstorten, dauerte bei Wein, Bier und Tapai, dem lokalen Reiswein(schnapps) bis spät in die Nacht - eine gelungene Feier mit unerwarteten Überraschungen.

Renates kreatives Organisationstalent ist eben selbst in relativ abgelegenen Dschungelbieten Borneos nicht zu bremsen, wir mir wieder einmal vorgeführt wurde.

 

 

Hier in Berlin liegt eine Menge Arbeit vor uns - die Überarbeitung des Malaysia-Buchs wird einige Monate in Anspruch nehmen, die nächste Reise nach Zentralasien mit seinen unfreundlichen Visabestimmungen und weiter nach China, Laos, Thailand und Indien muß vorbereitet werden.

Um mich einigermaßen in den früheren Sowjetrepubliken verständlich zu machen, werde ich etwas Russisch lernen, Radtouren in Brandenburg locken - es gibt viel zu tun. Bis Mitte August werden wir die meiste Zeit in Berlin sein, dann für eine Woche nach Nordirland verschwinden und endgültig Mitte September an die alte Seidenstraße zu reisen, um einen weiteren meiner Träume zu verwirklichen.

 

 

 

Viele Grüße
Euer Stefan